Historische Meilensteine

Die Stadtgeschichte Singens: vom Dorf zum Industriestandort 

Sie würden gern mehr über Singen wissen? Man sagt, wer die Gegenwart verstehen will, muss erst die Vergangenheit kennen. Deswegen finden Sie an dieser Stelle einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine der Stadtgeschichte. Von den Anfängen über wirtschaftliche Pionierleistungen und soziale Umbrüche bis hin zu kulturellen Blütezeiten und zeitgenössischen Errungenschaften. 

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Wie alles begann ...

Singen blickt auf eine besonders lange Geschichte zurück. Seit der jüngeren Steinzeit (5.500 v. Chr.) war der Ort kontinuierlich besiedelt – als einer der wenigen im nördlichen Alpenvorland. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Siedlung „Sisinga“ im Jahr 787 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen. Die edelfreien Herren von Singen residierten seit 1087 in Niedersingen, bevor sie 1122 auf den Hohentwiel zogen. Im 10. Jahrhundert wurde der Singener Besitz in Ober- und Niedersingen aufgeteilt und ein Großteil an das Kloster Reichenau veräußert. Im 12. Jahrhundert gelangte der Kernort Obersingen durch Vererbung als Eigengut an die Herren von Friedingen. Die Herren von Friedingen übergaben 1432 das Dorf an das Kloster St. Gallen und verwalteten es als Lehen. Diese historische Verbindung spiegelt sich noch heute im Singener Wappen mit dem St. Gallener Bär wider.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Singen Teil von Vorderösterreich und gehörte zur Landgrafschaft Nellenburg. 1774 kam es als Pfandlehen an die Grafen von Enzenberg aus Tirol. Nach dem Dritten Koalitionskrieg unterstand es zunächst Württemberg und gehörte ab 1810 zum Großherzogtum Baden. Die Stadtrechte wurden Singen am 11. September 1899 verliehen, und seit dem 1. April 1956 zählt es als Große Kreisstadt.

Historischer Blick auf das Maggi- und Georg-Fischer-Werk

Aufstieg zum Wirtschaftszentrum

Im 19. Jahrhundert war Singen von Handwerk und Landwirtschaft geprägt. In dieser Zeit legten auch die ersten Fabriken – eine Tabakfabrik, gefolgt von der mechanischen Baumwollspinnerei Trötschler – die historischen Weichen für Singen als Industriestandort.

Apropos Weichen: Ein entscheidender Wendepunkt für die wirtschaftliche Entwicklung vom Dorf zur Stadt war die Anbindung an das Eisenbahnnetz. Die Eröffnung der Strecken Waldshut–Konstanz (1863), Offenburg–Engen–Singen (1866) und Winterthur–Etzwilen–Singen (1875) machten Singen zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt. 1887 nutzte der Schweizer Unternehmer Julius Maggi diesen Standortvorteil und gründete eine Versandstelle für seine Suppengewürze, die 1897 als Maggi GmbH rechtlich selbstständig wurde. 1895 folgte die „Aktiengesellschaft der Eisen- und Stahlwerke Georg Fischer“ für Temperguss-Fittings und 1912 der dritte Großbetrieb, die Aluminium-Walzwerke. Während der wirtschaftlichen Blütezeit der 1920er-Jahre wurde Singen endgültig von der bäuerlichen Dorfgemeinschaft zur modernen Industriestadt – und zu dem Wirtschaftszentrum, als das es heute geschätzt wird. 
Historischer Blick auf die Ekkehardschule

Aufschwung in Bildung und Kultur

Der Eisenbahnanschluss förderte auch die örtliche Infrastruktur. 1885 wurde die Sparkasse Singen gegründet und 1884 ein Spital errichtet. Auch im Bildungs- und Kultursektor tat sich in dieser Zeit einiges: Die erste weiterführende Bürgerschule wurde 1901 eröffnet, gefolgt vom heutigen Hegau-Gymnasium im Jahr 1910. Außerdem machten das Kunstmuseum und die Kunst im öffentlichen Raum Singen als „kulturelle Hegau-Metropole“ bekannt. 
Haupt- und Schlachthausstraße nach Bombardierung 1944

Singen während des Zweiten Weltkriegs 

1933 – zu Beginn der NS-Diktatur – wurde die Singener Gesellschaft „gleichgeschaltet“. Während des Zweiten Weltkrieges mussten tausende Menschen in den örtlichen Industriebetrieben sowie in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten. Viele Verfolgte konnten mithilfe des Stadtpfarrers August Ruf in die Schweiz fliehen. Obwohl die Gegend um den Bahnhof 1944/45 stark bombardiert wurde, blieb die Stadt dank der vielen Schweizer Unternehmen weitgehend unzerstört. Nach dem Krieg wurde das Zwangsarbeiterlager der Firma Georg Fischer als Kriegsgefangenenlager weitergenutzt. Die von den Insassen erbaute Lagerkapelle „St. Theresia“ ist heute eine Gedenkstätte des Landes Baden-Württemberg. Während des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er-Jahre und durch den Zuzug von Flüchtlingen wuchs Singen stark an. Zwischen 1950 und 1975 entstanden umfangreiche neue Wohngebiete und in der Folge auch ein großes Gewerbegebiet. Das moderne Rathaus wurde 1960 eingeweiht. 
Blick ins Innere der Theresienkapelle Singen

Wenn Zeitgeschichte greifbar wird

Gedenkstätte Theresienkapelle

Erkunden, gedenken, erinnern

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Eingemeindung Hohentwiel 1969

Die Stadt gedeiht

Durch Eingemeindungen in den 1960er- und 1970er-Jahren erweiterte Singen seine Gemarkungsgrenzen erheblich. 1966 kam der Bruderhof, 1969 der Hohentwiel zum Stadtgebiet, gefolgt von den Nachbargemeinden Überlingen am Ried, Friedingen, Hausen an der Aach, Schlatt unter Krähen, Beuren an der Aach und zuletzt Bohlingen. In den Medien war Singen zu dieser Zeit auch aus anderen Gründen: 1977 wurden die RAF-Terroristen Verena Becker und Günter Sonnenberg in Singen festgenommen. Außerdem richtete die Stadt im Jahr 2000 die Landesgartenschau aus und schuf im Zuge dessen eine moderne Stadthalle sowie eine ansprechende Park-Fluss-Landschaft.  
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FAQ: Das Wichtigste auf einen Blick

Sie wünschen sich einen kurzen Überblick über Wissenswertes zur Stadt Singen und ihrer Geschichte? Der FAQ-Bereich hilft bei einer ersten Orientierung …

  • Am 11. September 1899 verlieh der badische Großherzog Friedrich I. Singen die Stadtrechte.

  • Die Hauptattraktionen von Singen sind die Festungsruine Hohentwiel und das Maggi-Museum. Außerdem ist die Stadt als wichtiges Wirtschaftszentrum sowie für die malerische Landschaft des Hegau und die Nähe zum Bodensee bekannt

  • Die Gesamtfläche von Singen inklusive aller sechs Ortsteile beträgt 61,77 Quadratkilometer. Die Stadt hat 49.705 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand Dezember 2023).

  • Ja, die Stadt Singen bietet unterschiedliche Führungen an. Unter anderem können Sie die Hohentwiel-Metropole während einer historischen Stadtführung oder im Zuge eines Stadtrundgangs mit Kaufmann Gäng näher kennenlernen.

  • Interessierte können im Stadtarchiv Akten der Stadtverwaltung, Nachlässe, Karten und historische Fotos einsehen. Auch die Hegau-Bibliothek bietet spannende geschichtliche Einblicke durch Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Vereinsschriften und Geschäftsberichte.

  • Ja, zu den Öffnungszeiten können Sie im Benutzersaal des Stadtarchivs das Archivgut kostenfrei einsehen. Voraussetzung für die Archivbenutzung ist ein ausgefüllter Benutzungsantrag, den Sie auf der offiziellen Website des Stadtarchivs herunterladen können.

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