Künstlerische Highlights im öffentlichen Raum Singens

Kommunales Engagement

Das kommunale Engagement der Vulkanstadt in Sachen Public Art profitiert vor allem von den Werken Otto Dix‘ und Curth Georg Beckers. Diese nehmen bis heute einen hohen Stellenwert in der Singener Kunstlandschaft ein und zählen zu den kreativen Highlights im öffentlichen Raum.

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Otto Dix

Otto Dix (1891–1969) zählt zu den bedeutendsten Künstlern Deutschlands. Besonders sein Spätwerk ist eng mit der Historie Singens verbunden. 1960 schuf er im Auftrag der Stadt das 5 x 12 Meter große Wandbild „Krieg und Frieden“ für das neue Rathaus. Auch das Werk „Das Paradies“ für das dort integrierte Trauzimmer ist ein original Dix. 

Das Wandbild, eine drastisch-realistische Beobachtung der menschlichen Natur, ist das einzige erhaltene von Dix aus der Nachkriegszeit. Es kann an Werktagen während der Rathausöffnungszeiten besichtigt werden. Die Anmeldung dafür erfolgt jeweils bei der Rathaus-Information: +49 (0) 7731 85 0. Bei Veranstaltungen im Ratssaal ist das Bild nicht zugänglich. Führungen für Gruppen sind sowohl werktags als auch an den Wochenenden möglich. Die Anmeldung hierfür erfolgt entweder telefonisch unter +49 (0) 7731 85 269 oder via E-Mail an kunstmuseum@singen.de.

Das Wandbild - ein Auftragswerk

Das heute einzig erhaltene Wandbild von Otto Dix befindet sich im Singener Ratsaal und wurde vom Lager und mehreren Mitarbeitern (Ernst Bursche, Jean Paul Schmitz, Egon Lustner, Ursus Dix) in der Abschlussphase des Rathausneubaus realisiert. Rathaus wie Wandbild künden vom neuen Selbstbewusstsein der Stadt Singen im Wirtschaftswunder. Die Intentionen zweier Männer trafen sich. Seit 1947/48 war Dix vermehrt an Darstellungen des leidenden Christus gelegen, denen er stets »eine gewisse Härte« (Dix) verlieh. Theopont Diez (1908-1993), Singens erster Oberbürgermeister der Nachkriegszeit, war davon überzeugt, dass der zeichenhaften Kunst ein volksbildender Wert zukomme.

Technik und Ausführung

Das Auftragswerk entstand in halbjähriger Arbeit auf der Grundlage von Ideenskizzen, eines Farbentwurfs sowie eines maßstabgroßen Kartons, mit dem die Komposition auf die Wand übertragen wurde. Obgleich das Werk nass in nass gemalt wurde, ist es kein Fresko. Die Festigung wird erst durch das mehrfache Aufsprühen eines Fixativs auf das fertiggestellte Bild erreicht.

Gehalt

Wie in den 50er Jahren häufig, so suchte man auch in Singen nach einer symbolischen Darstellung politisch verantwortlichen Handelns. So lässt sich Dix` Werk als Mahnbild gegen den Krieg und gegen die nationalsozialistische Schreckensherrschaft, aber auch als Ausdruck einer erneuerten Politik aus dem Geist des christlichen Humanismus deuten: »Macht Ernst mit Eurem Christentum, dann habt ihr den Schlüssel zum Frieden« (Diez zur Einweihung des Rathauses und des Wandbildes 1960).

Komposition

Das Bild ist klassisch dreigeteilt. Auf der linken Seite stehen die Geißelung Christi, ein Panzer, Tote und Schutzsuchende, aber auch eine traditionelle Architektur für den Krieg und die ›alte‹ Zeit. Auf der gegenüberliegenden Seite symbolisieren die Auferstehung Christi, die weiße Taube, eine Mutter mit ihren Kindern und der Aufbau einer neuen Stadt den Frieden und den Neuaufbau. In der Bildmitte, überhöht am Kreuz, verklammert der Gekreuzigte im Sinne einer Synthese die gesamte Darstellung. Die von unten links nach oben rechts das gesamte Bild querende und durch die Kreuzigung hindurch führende Diagonale deutet das Kreuzopfer Christi als Voraussetzung und als Weg zum Frieden aus. 

Zeitgeschichte und das allgemein Menschliche

Otto Dix kam dem Wunsch des Auftraggebers nach, die ›Friedenslandschaft‹ kompositorisch gleichwertig zu gestalten. Dafür nahm er sich die Freiheit, in der Darstellung der Christusfigur und der Schergen auf die traditionell-kirchliche Ikonographie, z.B. auf eine Aura oder den Heiligenschein, zu verzichten. Im Sinne der von ihm angestrebten ›Härte‹ stellt er Christus als geschundenen Gefangenen mit kahl rasiertem Schädel dar und verlieh jenem Geißelknecht, der ein Sträflingshemd trägt, die Gesichtszüge Adolf Hitlers. Dix entriss die einzelnen Szenen der biblischen Historie und transponierte sie so in die jüngste deutsche Zeitgeschichte und ins allgemein Menschliche.

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Curth Georg Becker

Curth Georg Becker (1904–1972) war ein bedeutender Maler und Grafiker der Nachkriegsmoderne im deutschen Südwesten. Er schuf zahlreiche Glasfenster, Gemälde und Majolikafriese für Kirchen, Schulen sowie für das Rathaus in Singen. Als Mitinitiator und künstlerischer Leiter der Singener Kunstausstellungen in den 50er und 60er-Jahren prägte er die Kunstentwicklung der Region maßgeblich mit. Beckers Werke, gezeichnet von figurativer Gegenständlichkeit und flächengeometrischer Abstraktion, trugen entscheidend zum kulturellen Profil der Stadt bei.

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Die kunstwerke von otto dix und curth georg becker

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