Aktuelle Forschung
Provenienzforschung
Die umfassenden Sammlungen des Archäologischen Hegau-Museums Singen bieten Anlass zur Forschung – zur Provenienzforschung, um genau zu sein. Im Zuge dieser werden Herkunft und Geschichte der Artefakte geklärt.
Der besondere Fokus: Die Provenienzforschung des Hegau-Museums wird von der Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“ unterstützt und zielt darauf ab, unrechtmäßig erworbene Kulturgüter zu identifizieren. Zusätzlich wird die Geschichte des Museumsgründers Albert Funk dadurch neu beleuchtet.
Albert Funk
Der Singener Ehrenbürger Albert Funk (1887–1979) widmete sich mit Leidenschaft der Archäologie und dem Heimatschutz. Aufgrund seines persönlichen Engagements wurden viele archäologische Funde geborgen und bewahrt. Dokumente aus dem Leben und Schaffen des altertumswissenschaftlich interessierten Singeners, darunter unzählige Fotos, sind im Stadtarchiv Singen erhalten. Im Jahr 2008 wurden zudem bisher unbekannte Glasplatten Funks entdeckt, die sein Heimatverständnis in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Die Anfangsjahre in Singen
In den 1920er-Jahren setzte sich Albert Funk besonders für den Naturschutz im Hegau ein und übernahm 1927 sogar den Vorsitz des Ortsvereins „Badische Heimat“. Sein Nachlass, voller Berichte, Fotos und Prospekte, dokumentiert die Sammelleidenschaft des Ehrenbürgers und zeigt zugleich die städtebauliche Entwicklung Singens. Dabei lagen Funk vor allem das ländliche Leben sowie die Landschaft des Hegaus am Herzen – ein Anliegen, das er mit großer Begeisterung an seine Mitmenschen weitergab.
Funk als ambivalente Figur zu Zeiten des Nationalsozialismus
In den 1930er-Jahren begeisterte sich Albert Funk für die „Wiederaufwertung“ der Heimat. Konkret setzte er sich für den Erhalt des Hohenstoffelns ein, an dem trotz Schutzbestimmungen bis 1934 Basalt abgebaut wurde. Obwohl er aufgrund seines Engagements mit Nationalsozialisten wie Ludwig Finckh in Kontakt kam, blieb seine politische Gesinnung bis zuletzt unbekannt. Auch der Grund für die 5.000 Reichsmark Strafe, die er nach dem Krieg zahlen musste, konnte nicht ermittelt werden.
Funks archäologisches Vermächtnis
Albert Funks Leidenschaft für Archäologie zeigt sich in seiner umfangreichen Sammlung von Schriften und Fundstücken. Er war aktiv an zahlreichen Ausgrabungen in Singen und dem Hegau beteiligt, unter anderem bei der Freilegung frühmittelalterlicher Gräber. Seine Funde und Fotografien veröffentlichte er in der Zeitschrift „Badische Heimat“. 1927 wurde Funk schließlich zum Bezirkspfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler ernannt. 1951 öffnete das Hegau-Museum zum ersten Mal seine Pforten, um die Sammlungen des Singener Ehrenbürgers der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Hintergründe zur Provenienzforschung
Im Dritten Reich wurden zahlreiche Kulturgüter unrechtmäßig dem Besitz ihrer Eigentümer entzogen. Die Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, deutsche Museen, Bibliotheken und Archive bei der Identifizierung dieser Kulturgüter in ihren jeweiligen Sammlungen und Beständen zu unterstützen. Das Hegau-Museum ist eines der ersten archäologischen Museen, das im Rahmen der Provenienzforschung durch die Stiftung gefördert wird. Beteiligt an der Provenienzforschung und der Konzeption der Sonderausstellung „Albert Funk und sein Heimatverständnis“ waren die Mitarbeiter des Hegau-Museums, eine Arbeitsgruppe der Universität Konstanz sowie ehrenamtliche Helfer des Hegau-Museums.